Boreout: Wenn Unterforderung krank macht

Der Begriff Burnout ist inzwischen ein alter Bekannter, wenn es um Erkrankungen in der Arbeitswelt geht. Doch das Burnout bekommt Konkurrenz! Das gegenteilige Phänomen – auch bekannt als Boreout – macht die Runde durch Büros und Arbeitsplätze. Hierbei geht es jedoch nicht um Leistungsdruck und Überforderung, sondern es ist das andere Extrem das krank macht – Unterforderung.

Stress, Hektik und Leistungsdruck bestimmen unsere Arbeitswelt. So zumindest hat es den Anschein. Burnout gehört zur Normalität und hat sich gesellschaftlich inzwischen so etabliert wie Kopfschmerzen. Wie ist es möglich, dass jetzt ein Phänomen auftaucht, welches im krassen Gegensatz dazu steht?

Boreout bleibt durch Angst und Scham der Betroffenen oft unerkannt. Wer würde schon freiwillig zugeben, in seinem Job unterfordert zu sein? Die Angst durch das Eingeständnis, sich bei der Arbeit zu langweilen, für überflüssig gehalten und im schlimmsten Fall entlassen zu werden, treibt die Menschen dazu, so zu tun, als wären sie schwer beschäftigt – und das Tag für Tag. Denn – nur wer Stress hat und arbeitet wie ein Tier wird geachtet und anerkannt. So zumindest lautet die weit verbreitete Meinung.

 

Geringes Arbeitspensum oder Überqualifikation

Es sind zwei grundlegende Ursachen, die zum Boreout führen können. Zum einen kann die Unterforderung dadurch entstehen, dass schlicht und ergreifend zu wenig Arbeit vorhanden ist und der Betroffene sich aufgrund dessen langweilt. Die Unterbelastung kann zum anderen aber auch darin ihre Wurzel haben, dass jemand für seinen Job überqualifiziert ist und sich dementsprechend nicht ausreichend gefordert fühlt.
Menschen, die an Boreout leiden, fehlt das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun und für ihre Arbeit anerkannt zu werden. Stattdessen quälen sie sich durch den Tag und versuchen möglichst beschäftigt auszusehen. Häufig kommen sie sehr früh ins Büro und gehen spät. Mit ihrer Arbeit sind sie im null Komma nichts fertig, geben sie aber erst kurz vor dem Feierabend ab, um nicht aufzufallen. Dazwischen werden private Dinge erledigt, fleißig auf der Tatstatur herumgetippt und stundenlang im Internet gesurft.

 

Gesundheitliche Folgen

Ständige Unterforderung und der Zwang das Gegenteil vorzutäuschen bleiben natürlich nicht ohne Folgen. Ähnlich wie Burnout kann Boreout zu Müdigkeit, Lustlosigkeit, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Unzufriedenheit, Schlafstörungen oder Magenproblemen führen. Wird jetzt nicht reagiert, können die Folge schwere Depressionen und andere Erkrankungen sein.
 

Wege aus der Langeweile 

  • Um sich aus der Monotonie zu befreien, sollten Boreout-Patienten lernen, wieder Sinn in dem zu finden, was sie tun. Die Einstellung zu seiner Arbeit ändert man nicht von heute auf morgen. Besonders wenn sie schon so festgefahren ist, wie bei einem Boreout. Wichtig ist es, sich einen Ausgleich zu suchen. Die richtige Balance zwischen Beruf und Freizeit hilft neue Kraft zu tanken und die Dinge mit anderen Augen zu sehen. Häufig tragen Boreout-Betroffene ihre Unlust auch noch nach dem Feierabend mit sich herum. Ein sportlicher oder entspannender Ausgleich in der Freizeit kann dem entgegenwirken.
  • In einigen Fällen ist der Weg zum Vorgesetzten oder einem Mitglied des Betriebsrats angebracht. Über die Situation zu sprechen, fällt vielen Betroffenen sehr schwer, kann aber mitunter die einzige Lösung sein, sich aus dem Sumpf der Langeweile zu befreien. Möglicherweise reagiert der Chef überraschend verständlich und hat genau die richtigen anspruchsvollen Aufgaben in petto, die dem Mitarbeiter zu mehr Anerkennung und Spaß an der Arbeit verhelfen.
  • In schwerwiegenden Fällen sollten Betroffene den Weg zum Arzt nicht scheuen und ihre Symptome schildern. So können gemeinsam geeignete Strategien entwickelt werden, um sich vom Boreout zu befreien.