Spielsucht – wenn Computerspiele das Leben bestimmen

Computerspiele sind heute fester Bestandteil der Alltagskultur von Kindern und Jugendlichen. Je nach Inhalt können sie positive wie negative Wirkungen haben. Aktuelle Studien haben ergeben, dass bis zu 10% aller Computerspieler deutliche Kennzeichen von süchtigem Verhalten aufweisen.

Seit Einführung der "Videospiele" in den 1970er Jahren haben sich Computerspiele (heute unter Einschluss von Onlinespielen auch als E-Games bezeichnet) zu einer der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen von Kindern und Jugendlichen entwickelt. Das inhaltliche Spektrum ist sehr breit, es reicht von spielerischen Lernprogrammen bis zu den kontrovers diskutierten "Killerspielen".
Computerspiele können nützliche Wirkungen haben, so können sie neue Lerninhalte vermitteln, motorische Fähigkeiten wie die Auge-Hand-Koordination trainieren und Phantasie und Kreativität fördern. Wird ihr Konsum übermäßig, machen sich jedoch bald negative Auswirkungen bemerkbar. Diese zeigen sich kurzfristig in Konzentrations- und Leistungsschwächen, die aus dem häufig bei exzessiven Spielern anzutreffenden Schlafmangel resultieren. Solche Spieler berichten manchmal auch von "Gaming Sickness", einer nach langem Spielen auftretenden Übelkeit. Bewegungsmangel und ungesunde Essgewohnheiten beim Spielen können zu Haltungsschäden, Übergewicht und Rückbildung der Muskulatur führen.
Wird das Abtauchen in die virtuellen Spielwelten zum unstillbaren Bedürfnis, das zunehmend den Alltag dominiert, kann eine Computerspielsucht entstehen. Die WHO erkennt die Computerspielsucht nun als eigenständige Diagnose an und klassifiziert sie im ICD-11, das ab 2022 gültig ist.

 

Zu den Kriterien zählen:

  • Dauernde Beschäftigung mit Internet- bzw. Online-Spielen
  • Entzugssymptome, wenn nicht gespielt werden kann, zum Beispiel Unruhe, Gereiztheit
  • Eine geringe Kontrolle über sein Spielverhalten
  • Dem Spielen eine extrem hohe Bedeutung zugeben, während das Interesse an Hobbys und anderen Aktivitäten verloren geht
  • Exzessives Spielen, obwohl negative Folgen auftreten
  • Das Suchtverhalten führt zu einer anhaltenden Beeinträchtigung in so gut wie allen Lebensbereichen wie dem Sozialverhalten und der psychischen Gesundheit

 

Wenn du deine Nutzung von Computerspielen als grenzwertig einschätzt, du dich im oben beschrieben wiedererkennst oder bei Menschen in deinem Umfeld ein problematisches Verhalten im Bezug auf Computerspiele bemerkst, nimm professionelle Hilfe in Anspruch. Inzwischen gibt es ein ständig wachsendes Angebot, spezialisiert für Menschen mit Computerspielsucht und deren Angehörige. Dazu zählen Beratungen, Selbsthilfegruppen, aber auch therapeutische Angebote. In der Regel bestehen die therapeutischen Angebote für Computerspielsüchtige aus Gruppen- und Einzeltherapien und können auch ambulant stattfinden. Bei stark ausgeprägter Sucht ist jedoch meist eine stationäre Behandlung empfehlenswert. Ein Ausweg aus der Sucht ist ohne professionelle Unterstützung meist nicht möglich. Durch die inzwischen mittels der ICD-11 stellbaren Diagnosen der Computerspielsucht wird das Angebot solcher Behandlungen und der Zugang zu den entsprechenden Therapien zukünftig verbessert.