Laufen statt Spritzen – Mit Bewegung gegen Diabetes

Es ist ein klassischer Teufelskreislauf: Wenig Bewegung, regelmäßig zu fettes Essen und das daraus entstehende Übergewicht führen längerfristig zum Diabetes Typ 2. Wer dann erstmal ein paar Pfunde zu viel drauf hat, zeigt sich erst recht nicht gerne im Sportdress. Dabei ist Bewegung das beste Mittel, die Krankheit wieder in den Griff zu bekommen – oft auch ohne Medikamente.

Diabetes mellitus Typ 2 ist eine klassische Alterskrankheit und wird daher auch oft „Alterszucker“ genannt. In den vergangenen Jahren erkrankten aber nicht nur Senioren an der Insulinschwäche, auch 30 bis 40-Jährige sind immer öfter betroffen. Der Grund: Nicht nur eine genetische Schwäche kann zu der Krankheit führen, auch Bewegungsmangel und dauerhaft falsche Ernährung, wie zu fettes und zu süßes Essen, können Ursachen sein. Immer häufiger stellen Ärzte die Krankheit auch bei Kindern und Jugendlichen fest. In Deutschland haben derzeit etwa sieben Millionen Menschen Diabetes, 90 Prozent davon vom Typ 2. Noch einmal elf Millionen leiden unter einer Vorstufe dieses Typs, dabei lässt sich – im Gegensatz zum Typ 1 – die Krankheit zumindest anfangs ohne die Zugabe von Insulin durchaus in Schach halten.

 

Den Zucker in die Zellen treiben –  Bewegung als Mittel gegen Diabetes Typ 2

Die Voraussetzungen dafür sind denkbar günstig: Denn Menschen, die am Typ-2-Diabetes erkrankt sind, haben nicht per se einen Insulinmangel. Die Aufnahme von Glukose aus dem Blut in die Zellen ist durch ungesunde Lebensweise anfangs nur gestört. Der Körper wird erst später resistent gegen den Zuckerbotenstoff Insulin. Um diese Resistenz aufzuhalten, verschreiben viele Ärzte Medikamente, die den Körper wieder für das Hormon sensibilisieren – dass Sport die Zugabe von Medikamenten bei frühzeitigem Erkennen ganz überflüssig macht, wissen die wenigsten. Durch Bewegung brauchen die Muskeln Energie und die beziehen sie zunächst aus den Zellen. 30 Gramm Blutzucker pro Stunde wird zum Beispiel beim Fahrradfahren benötigt. Sind die Zellen leer, wird der Blutzucker, Glukose genannt, verbraucht und in die Zellen abtransportiert – also genau der Effekt erzielt, der beim Diabetes gestört ist.

 

Es muss kein Marathon sein – Auch mehr Bewegung kann schon helfen

Gerade für viele ältere Menschen ist die Vorstellung, plötzlich mit einer Sportart wie Joggen oder Fahrrad fahren anzufangen, eine große Hürde. Wer jahrelang oder vielleicht noch nie richtig Sport getrieben hat, wird jetzt in den wenigsten Fällen zum Marathonläufer. Oft kann es helfen, dem Kind einen anderen Namen zu geben: Mehr Bewegung heißt das Zauberwort und dieser Vorsatz lässt sich schon gleich schneller in den Alltag integrieren. Treppen steigen statt Aufzug fahren, zu Fuß zum Einkaufen gehen statt das Auto zu nehmen und die Kollegin im Büro besuchen, statt sie von zwei Zimmern weiter anzurufen. Eine Steigerung fällt den meisten dann viel leichter.

 

Ausdauer statt volle Power – Sportempfehlungen für Diabetiker

Nach Rücksprache mit dem Hausarzt kann es losgehen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Denn Ausdauersportarten wie Walking oder Joggen, aber auch Schwimmen und Radeln gehören zu den empfohlenen Sportarten. Viele Diabetiker haben allerdings Probleme mit den Füßen, Augen oder Nieren. Hier nennen Diabetes-Experten Spazierengehen oder Aqua-Fitness. Als „gesunden Mix“ empfehlen Sportmediziner Diabetikern eine Kombination aus 70 Prozent Ausdaueraktivitäten, 20 Prozent Koordinationsübungen – zum Beispiel täglich fünf bis zehn Minuten Gymnastik – und zehn Prozent Krafttraining. Aber auch hier gilt: Selbst wer weniger als die empfohlene Menge schafft und schon dreimal 30 Minuten in der Woche in Bewegung ist, kann seinen Blutzuckerspiegel aktivieren. Das Ziel, die Zugabe von Medikamenten und später sogar Insulin durch Spritzen mit Bewegung zumindest hinauszuzögern, wenn nicht sogar ganz überflüssig zu machen, sollte in jedem Fall Anreiz für jeden Diabetiker sein.